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Spanisch oder Kastilisch – das ist hier die Frage!

20 September 2010

Nachdem ich kürzlich einen Post über die portugiesische Sprache verfasst habe, will ich Euch heute die “gefühlte Zwillingssprache”, nämlich Spanisch, ausführlich vorstellen.

Obwohl Spanisch und Portugiesisch natürlich keine echten Zwillingssprachen sind, gehören beide zum romanischen Zweig der indogermanischen Sprachen.

Eine erste Sache, die es am Spanischen zu lernen gilt, ist der Unterschied zwischen Spanisch und Kastilisch. Dieser Unterschied ist ganz einfach zu erklären: Es gibt keinen Unterschied! Spanisch (español) und Kastilisch (castellano) sind vollkommen synonyme Bezeichnungen.

Warum aber hat die spanische Sprache zwei synonyme Bezeichnungen? Dies lässt sich einfach erklären: Spanisch bzw. Kastilisch ist ein gesprochener Dialekt aus dem Lateinischen. Als die Römer die iberische Halbinsel eroberten, “interpretierten” die Einwohner von Kastilien die Amtssprache Lateinisch auf ihre Weise. So entstand Spanisch bzw. Kastilisch – und so erklärt sich auch der Name “Kastilisch”.

Schaut man auf die Zahlen zur spanischen Sprache, ist man ziemlich beeindruckt: Derzeit wird Spanisch als Muttersprache von ca. 329 bis 358 Mio. Menschen gesprochen. Addiert man die Zweitsprachler hinzu, kommt man auf eine Zahl von ca. 450 bis 500 Mio. Menschen. Wenn man dies in Perspektive setzt, ist Spanisch die am vierthäufigsten gesprochene Sprache der Welt (nach Chinesisch, Hindi und Englisch). Doch damit nicht genug: Spanisch ist die am meisten erlernte Sprache der Welt und außerdem offizielle Amtssprache in der Europäischen Union, in der Organisation Amerikanischer Staaten sowie bei den Vereinten Nationen. So einen mächtigen Status kann sonst wohl nur Englisch vorweisen.

Wir alle wissen, dass Spanisch in den meisten Ländern Süd- und Mittelamerikas durch die Kolonialisierung verbreitet worden ist. Interessant ist aber eine in gewisser Weise gegenläufige Entwicklung in den USA: Spanisch wird dort seit einiger Zeit nicht “von oben” (durch Kolonialisierung), sondern “von unten” (durch Einwanderung) ins Land getragen. Laut U.S. Cencus Bureau beträgt die Anzahl der spanisch-sprechenden Personen in den USA derzeit offiziell ca. 45 Millionen. Diese Zahl beinhaltet aber keine illegalen Einwanderer, so dass man getrost davon ausgehen, dass die tatsächliche Zahl deutlich höher liegt. Und jetzt wird es sehr spannend: Nach Berechnungen kann im Jahr 2050 Spanisch in den USA so groß werden, dass in den USA die größte spanisch-sprechende Bevölkerung der Welt leben wird. Das ist wirklich unglaublich! Das Problem an solchen Prognosen ist natürlich immer, dass sie die Zukunft betreffen und somit unsicher sind. ;-)

Ganz abgesehen von den schieren Zahlen ist Spanisch im übrigen auch eine Sprache, die es sich zu Lernen lohnt. Die Struktur der Sprache, die Grammatik, das gesamte Sprachgefüge ist nicht besonders komplex, mal abgesehen von den “Untiefen” jeder Sprache, so dass man als Spanisch-Lerner eigentlich keine frustrierenden Erfahrungen macht, sondern aufgrund schneller und dauerhafter Fortschritte gerne die Sprache lernt. Und außerdem ist meine Erfahrung, dass Spanisch eine “fröhliche” Sprache ist. Klingt komisch, ist aber so: Es macht einfach Spaß, Spanisch zu sprechen!

Zum Abschluss noch ein Tipp: Wenn man der spanischen Sprache nicht so mächtig ist und wichtige Dokumente zu übersetzen hat, empfiehlt sich immer eine beeidigte Übersetzung aus dem Deutschen ins Spanische.

In diesem Sinne: Hasta luego,
Martin

image credits: dariuszman / SXC

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